Digitale Sammlungen ausbauen

Importe aus der Suchmaschine: Die Sammlung von Online-Ressourcen wächst weiter

Die DNB strebt seit längerer Zeit an, ihre Sammlung unkörperlicher Medienwerke (Veröffentlichungen im Internet) zu erweitern – und zwar im Bereich der Open Access Publikationen. Diese Publikationen sind im Internet frei verfügbar: zum kostenlosen Lesen, Speichern, Verlinken oder Drucken. Im letzten Jahr erfolgte der erste wichtige Umsetzungsschritt.

Übernahme von BASE-Daten

Seit August 2022 importiert die DNB Metadaten zu frei zugänglichen Publikationen aus der Suchmaschine BASE. BASE ist eine der weltweit größten Suchmaschinen für wissenschaftliche Dokumente. Der Index umfasst über 300 Millionen Dokumente von über 10.000 Datenlieferanten. Bei etwa 60 % der in BASE indexierten Dokumente sind die Volltexte frei zugänglich. Da über 16 Millionen Objekte aus 575 deutschen Quellen stammen, sind auch zahlreiche Objekte verzeichnet, die in den Sammelauftrag der DNB gehören.

Ergänzen statt ersetzen

Die Sammlung über BASE ersetzt nicht die direkte Ablieferung an die DNB, sondern ergänzt diese. Dabei holt sich die DNB die in BASE vorliegenden Daten frei zugänglicher Publikationen über abgestimmte Standards. So können frei zugängliche Publikationen von Institutionen, welche die Ablieferbedingungen der DNB für eine direkte Sammlung nicht erfüllen, in die Sammlung der DNB gelangen.

In diesem Schritt werden die Metadaten in den Katalog übernommen, in einem späteren Schritt die Objekte integriert. Die Übernahme erfolgt auf Basis neuer leistungsfähiger und anpassbarer Prozesse für die Sammlung der Netzpublikationen.

Wie lassen sich Mehrfachimporte vermeiden?

Die Sammlung unkörperlicher Medienwerke der DNB umfasst bereits etliche Datenlieferanten. Aus diesem Grund stand die Gefahr der Doppelverzeichnung im Raum. Ihr wurde durch die punktgenaue Auswahl von Daten spezifischer Institutionen begegnet, die bisher nicht bei der DNB abgeliefert haben. Zusätzlich wird jedes Objekt im Einspielvorgang anhand seiner Metadaten – zum Beispiel per Identifikationsnummer oder Titelangabe – geprüft, um auch bei den ausgewählten Datenlieferanten Dopplungen zu vermeiden. Schließlich könnten Objekte über andere Quellen bereits in der Deutschen Nationalbibliothek vorhanden sein.

Wie kommt die digitale Musik ins Deutsche Musikarchiv?

CDs und Vinylschallplatten, Noten, historische Klavierrollen, Audiokassetten oder Schellackplatten: Das DMA der DNB beherbergt eine der größten musikalischen Sammlungen weltweit. Doch heute wird der Musikumsatz zu zwei Dritteln mit Audio-Streaming generiert – womit sich auch der Sammelauftrag erweitert. Bereits seit mehr als 15 Jahren beinhaltet der gesetzliche Sammelauftrag auch digitale Musikveröffentlichungen. Doch wie können digitale Musikressourcen möglichst vollständig Eingang ins DMA finden? Das diskutierten DNB, DMA und Vertreter*innen der Musikindustrie auf einem Online-Workshop am 12. Oktober 2022.

Unkörperliche Musik im Deutschen Musikarchiv

Seit 2006 schließt der Sammelauftrag der DNB auch die unkörperlichen Medienwerke, die sogenannten Netzpublikationen, mit ein. Den meisten Menschen kommen bei dem Wort „Netzpublikationen“ vielleicht E-Books, E-Journals, digitale Hörbücher oder Websites in den Sinn. Das ist völlig richtig, aber längst noch nicht alles: Auch Musikveröffentlichungen zählen zu den Netzpublikationen – als „unkörperliche Musik“. Doch wie gelangt die unkörperliche Musik ins DMA?

Digitale Sammlungen: Was bisher geschah

Grundsätzlich gilt: Das Sammeln, Erschließen und Verzeichnen von Netzpublikationen muss aufgrund der riesigen Menge automatisiert erfolgen. Dabei beanspruchen unkörperliche Medienwerke zwar keinen klassischen Regalplatz, ihre Inhalte müssen jedoch trotzdem ihren Weg auf die DNB-Server finden. Hierzu braucht es die passenden Standard-Metadatenformate in Standard-Dateiformaten sowie verbreitete Schnittstellen. Für einzelne Mediengruppen gelten dabei ganz unterschiedliche Voraussetzungen. Was für das E-Book funktioniert, ist für die Musikdatei ungeeignet – und umgekehrt.

Texterzeugnisse machen den Anfang

Da die Entwicklung der entsprechenden Workflows und Schnittstellen nicht gleichzeitig geschehen kann, hat die DNB zunächst unkörperliche Texterzeugnisse fokussiert. Bis 2022 hat die DNB mehr als 12 Millionen Netzpublikationen in Form von E-Books, Hochschulschriften sowie E- Zeitschriften und -artikeln gesammelt, darunter auch digitale Noten. Diese können Besucher*innen in der Regel – wie alle in der DNB archivierten Medien –in den Lesesälen der Standorte Leipzig und Frankfurt am Main einsehen.

Jetzt ist die Musik dran

Seit einigen Jahren laufen die Vorbereitungen für die Sammlung unkörperlicher Musikveröffentlichungen. Die Herausforderung besteht darin, herauszufinden, welche Standards die Musikindustrie nutzt. Wichtig sind hierbei vor allem folgende Fragen: Wie weit und in welcher Version ist das internationale Datenaustauschformat DDEX verbreitet? Und welche anderen Dateiformate werden genutzt? Nach einer ausführlichen Evaluierung wurde jetzt damit begonnen, DDEX zu implementieren, wobei eine enge Abstimmung mit der Musikwirtschaft stattfindet. Ansonsten läuft die DNB Gefahr, die Nutzung eines Standards anzubieten, der von den abliefernden Stellen nicht oder nicht sinnvoll bedient werden kann. Abliefernde Stellen sind in der Regel Labels sowie gegebenenfalls Vertriebe und Musiker*innen.   

Schulterschluss mit der Musikwirtschaft

Mit dem Berliner Digitalvertrieb des Labels Morr Music hat die DNB einen Pilotpartner gefunden, der die Entwicklungsarbeit von DDEX als Metadaten-Transportformat stark unterstützt. Um diesen Schritt zu untermauern, in die Musiklandschaft zu kommunizieren sowie einen ersten Einblick in die Überlegungen der DNB hinsichtlich der Musik-Netzpublikationen zu geben, hat das DMA einen Workshop organisiert. Dieser fand am 12. Oktober 2022 statt. Bei der virtuellen Veranstaltung mit Vertreter*innen der Musikindustrie gab es einen regen Austausch zu Metadatenaustauschformaten.

Wer hat am Workshop teilgenommen?

Zu den aktiv Teilnehmenden zählten Mitarbeitende der DNB sowie

  • des DDEX Secretary,
  • des BVMI,
  • des VUT,
  • von Phononet, Dienstleistungsanbieter des Bundesverbandes der Musikindustrie,
  • der GVL,
  • der GEMA,
  • der Universität Leipzig sowie
  • ein Vertreter der Berlin 3 Services und der Berlin Music Commission.

Die Teilnehmenden haben sich teils mit eigenen Beiträgen, teils im Rahmen der abschließenden Podiumsdiskussion eingebracht. DNB und DMA haben die Gelegenheit genutzt, im Rahmen eines Werkstattberichtes über die erreichten Meilensteine für die Sammlung von Musik-Netzpublikationen zu sprechen. Außerdem haben sie einen Ausblick gegeben, was in welchem zeitlichen Rahmen als Nächstes ansteht.

Chancen und Grenzen von DDEX

Durch Beiträge von GVL, GEMA, dem DDEX-Secretary und der DNB konnte das 80-köpfige Fachpublikum nachvollziehen, wie DDEX aufgebaut ist, was es kann, wer es in welchem Maße wie verwendet – aber auch, wo seine Grenzen sind und welche Schwierigkeiten dieses Format mit sich bringt. Insbesondere während der abrundenden Podiumsdiskussion haben die Teilnehmenden eine Vielzahl an Themen angesprochen. Dabei äußerten sie gleichermaßen Ideen und Bedenken. So wurde beispielsweise angedacht, ob es sich lohnen könnte, eine schlanke DDEX-Version speziell für die Ablieferung an Bibliotheken einzurichten. Dieser Gedanke wird in näherer Zukunft mit anderen europäischen Nationalbibliotheken weiter erörtert.

Die Belange der Kleinen und Mittelgroßen im Blick

Weitere Anregungen waren, ob die DNB nicht auf bereits bestehende Musikdatenbanken von GEMA, GVL oder Phononet zugreifen sollte. Auch auf diese Weise könnte – abgesichert durch entsprechende Vereinbarungen – die DNB ihre Musiksammlung weiter aufbauen. Auch solche Überlegungen werden in Zukunft vertieft. Und welche Bedenken kamen zur Sprache? Diese fußten häufig auf der Sorge, dass DDEX als Metadaten-Standard für kleinere und mittelgroße Abliefernde zu komplex sein könnte. Somit bräuchte es unter Umständenzusätzliche Möglichkeiten, damit kleine Labels sowie Künstler*innen ohne Label ihre Musik bei der DNB auf direktem Wege abliefern können.

Alles Schritt für Schritt

Dabei verfolgt die DNB ohnehin den Plan, die Ablieferung von Musik-Netzpublikationen stufenweise zu realisieren – und die Ablieferungsmöglichkeiten weiter auszubauen. Aus diesem Grund sind frühzeitig geäußerte Bedenken und Bitten von großem Wert: Jetzt werden die Weichen dafür gestellt, welche Ablieferungswege es in Zukunft geben soll. Insgesamt lobten die teilnehmenden Institutionen sowie das Fachpublikum die DNB für ihr Vorgehen. Sie gewähre durch ihr Engagement große Transparenz bezüglich des weiteren Verfahrens. Ebenfalls positiv aufgenommen wurde, dass die DNB frühzeitig die unterschiedlichen Situationen Abliefernder aller Größen in den Blick nimmt. Nur so können möglichst viele Rechteinhabende ihre Musik übermitteln – damit die unkörperliche Musik ihren Weg ins DMA findet und künftigen Generationen erhalten bleibt. 

Sie haben Interesse an den Inhalten des Workshops? Die gesamte virtuelle Veranstaltung wurde aufgezeichnet. Das Video sowie die Präsentationen der Vortragenden können Sie hier ansehen.

12 Millionen Netzpublikationen

Anteil Netzpublikationen am Gesamtbestand

Seit 2006 sammelt die DNB Netzpublikationen. Das sind Medienwerke, die im Internet veröffentlicht werden, z. B. E-Journals, E-Paper, E-Books, digitale Hörbücher, Websites und Musikdateien. Wir erschließen und archivieren die Netzpublikationen und stellen die Langzeitverfügbarkeit und Authentizität sicher. Die Zunahme der Online-Werke steigt zunehmend.

In nur 17 Monaten ist der Bestand im November 2022 um 2 Millionen Netzpublikationen von 10 auf 12-Millionen gewachsen. Mittlerweile sind über 60% des gesamten jährlichen Zugangs Netzpublikationen. Dieser Zuwachs verdeutlicht, wie rasant die digitalen Bestände der DNB steigen.



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„12 Millionen Netzpublikationen – das ist Rückenwind für eine zentrale strategische Priorität der Deutschen Nationalbibliothek: Wir wollen unsere digitalen Sammlungen weiter ausbauen“

Frank Scholze Generaldirektor

Frank Scholze Foto: Alexander Paul Englert

Letzte Änderung: 19.09.2023

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