Viel los in 2023: Von Demokratie, KI & Co. 

Zwei Personen teilen sich einen Kopfhörer. Dabei schauen sie auf eine Hörstation. Foto: Alexander Paul Englert

DNB klangvoll: Musik in Leipzig & Frankfurt am Main

Im sonst so ruhigen Lesesaal Geisteswissenschaften zog am 13. Mai 2023 die Musik ein: Dort warteten die Gäste gespannt auf den Beginn des Konzerts des Komponisten und Sounddesigners Philipp Rumsch. Das klanggewaltige Ergebnis war an sich schon ein Erlebnis der besonderen Art; noch dadurch verstärkt, dass es im großen geisteswissenschaftlichen Lesesaal stattfand. Der Ort, der von jeher für konzentrierte Stille steht, wurde an diesem Abend zur Bühne von verwobenen akustischen Linien und pulsierenden Rhythmen. Beim Publikum kam das hervorragend an, zumal viele auf diese Weise die Deutsche Nationalbibliothek zum ersten Mal von innen gesehen haben.

Wie klingt Frankfurt am Main? Je nachdem, wen man fragt, fällt die Antwort ganz unterschiedlich aus. Frank Zappa, Haftbefehl und der Polizeichor Frankfurt am Main werden gleichermaßen untrennbar mit der Mainmetropole verbunden. Diese und 200 andere Titel konnte man sich am 15. Mai 2023 erstmalig bei der Eröffnung der Hörstationen in der DNB in Frankfurt am Main anhören.

Seit über 70 Jahren ist die Welt der Popmusik in all ihren Facetten ein Spiegel für Mensch und Gesellschaft. Die virtuelle Vortragsreihe „Pop im DMA“ des Deutschen Musikarchivs lädt seit 2023 Expert*innen ein, um mit ihnen über ganze Genres der Musik, einzelne Künstler*innen oder besondere Songs ins Gespräch zu kommen. Die mitgeschnittenen Vorträge können allesamt auf der Webseite der DNB angesehen werden.


Zwei Personen teilen sich einen Kopfhörer. Dabei schauen sie auf eine Hörstation. Foto: Alexander Paul Englert

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Hör mal! So klingt Frankfurt.

Die Deutsche Nationalbibliothek im Auftrag der Demokratie

Die Deutsche Nationalbibliothek versteht sich als demokratischer Ort, der dem Meinungsaustausch über aktuelle Fragestellungen der Demokratie Raum gibt. Ob im Rahmen von thematischen Kooperationen oder Veranstaltungen, bei der Vermittlungsarbeit, der Bereitstellung von analogen und digitalen Ressourcen oder durch Ausstellungen.

DNB aktiv: Von „Friedman fragt“ bis Joachim Gauck

Im Jahr 2023 hat das Deutsche Exilarchiv mit „Die Gegenwart des Exils – Friedman fragt …“ eine neue Veranstaltungsreihe ins Leben gerufen. Der Publizist und Jurist Michel Friedman diskutiert jeweils mit einem prominenten Gast aus Kultur und Politik über die Gegenwart des Exils. Die Veranstaltung widmet sich mit ihren Fragestellungen gezielt der Gegenwartsrelevanz des Phänomens.

Ausgangspunkt des Gesprächs ist an jedem Abend ein besonderes Exponat aus der Dauerausstellung des Exilarchivs. Den Auftakt machte ein Gespräch mit Bundesjustizministerin a. D. Sabine Leutheusser-Schnarrenberger zum Thema „Was ist Recht?“, bei der zweiten Veranstaltung war die Bundesbeauftragte für Kultur und Medien, Claudia Roth, zur Frage „Warum erinnern?“ zu Gast.

Aber auch in externen Veranstaltungen wurde der Auftrag Demokratieförderung deutlich. So stellte das Deutsche Buch- und Schriftmuseum in Dresden unter dem Titel „Fragiles Erinnern – eine Kassette auf Reisen“ eine Kassette der Sammlung Gerhard & Brigitte Hartmann der Öffentlichkeit vor. Das Deutsche Exilarchiv tourte mit digitalen Interviews von Zeitzeug*innen durch Bildungseinrichtungen in Deutschland.

Auch die Aktionsflächen der DNB auf der Leipziger und Frankfurter Buchmesse haben einen Raum geschaffen für die Auseinandersetzung mit aktuellen Fragen der Demokratie. Dies gelang zum Beispiel mit der Veranstaltung „Kaputte Wörter“ über ausgrenzende Aspekte unserer Alltagssprache oder über die Macht der Musik in Demokratisierungsprozessen. Mehr über die Aktionsfläche #111JahreDNB erfahren Sie in diesem Höhepunkt.

Zum Thema „Demokratie als Versprechen" konnte das Deutsche Buch- und Schriftmuseum unter anderem den Bundespräsidenten a. D. Joachim Gauck begrüßen. Er schlug einen großen Bogen von der Geschichte der Demokratiebewegungen in Deutschland über die Verantwortung eines jeden Einzelnen für unseren Rechtsstaat bis hin zur Frage nach der Rolle von Gedächtniseinrichtungen für unsere Gesellschaft. Auch in Frankfurt am Main war Gauck zu Gast – beim „Forum Demokratie im Frankfurter Bürgersalon: Zeitenwende – Ende des Wunschdenkens?“. 

Zudem zeigte das DBSM eine Schau von Protestplakaten iranischer Grafikerinnen zu Menschenrechtsverletzungen. Auf vielen Grafiken sind Frauen abgebildet, die sich die Haare schneiden – nach persischer Tradition ein Symbol von Protest und Trauer. Ein anderes Motiv ist das brennende Kopftuch. Auf fast allen Plakaten ist der Slogan „Frau, Leben, Freiheit“ zu sehen. 


Claudia Roth Foto: Alexander Paul Englert

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Claudia Roth 2023 auf dem Podium in der Deutschen Nationalbibliothek

DNB innovativ: Sonderausstellung ,,Frag nach!" 

Künstliche Intelligenz und digitale Formate verändern unser Leben rasant, auch im Bereich der kulturellen und historisch-politischen Bildung. Es entstehen innovative Zugänge, die es vermögen, Gegenwart und Geschichte auf neue Weise zu verbinden. Mit der jüngsten Sonderausstellung „Frag nach! Digitale interaktive Interviews mit Inge Auerbacher und Kurt S. Maier“ stellt das Exilarchiv eine neue Form der Zeitzeugenschaft in den Mittelpunkt und fragt auch danach, ob digitale interaktive Interviews ein geeignetes Format für zukünftiges Erinnern an Shoah und Exil sind.

Am 7. September 2023 wurde die Ausstellung mit 350 Gästen eröffnet. Die beiden Zeitzeug*innen und Ehrengäste des Abends, Inge Auerbacher und Kurt S. Maier, waren eigens aus den USA angereist. Die Schauspielerin Iris Berben las aus Texten der beiden Zeitzeug*innen, musikalisch begleitete der Jazzpianist Omer Klein die Veranstaltung.

Die Ausstellung wird von vielfältigen Angeboten zur antisemitismuskritischen Bildungsarbeit vor Ort begleitet. Im Rahmen einer Tour durch Deutschland wurden und werden die interaktiven Interviews auch an Schulen und Erinnerungsorten präsentiert.


Besuchende der Ausstellung Frag nach! fotografieren ein Objekt. Foto: Alexander Paul Englert

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Ausstellungseröffnung „Frag nach!“

DNB zeigt her:

Ausstellungen des Deutschen Buch- und Schriftmuseums

  • Mitten in Europa droht einer Kulturnation das Aus: Das DBSM widmete sich in der Ausstellung „Before/After“ zerstörten Kulturstätten in der Ukraine und organisierte Veranstaltungen für und mit ukrainischen Schriftstellerinnen, die in Leipzig im Exil leben. Für zwei von ihnen hat das Museum Stipendien beschafft, die das Leben der beiden jungen Autorinnen und ihren kleinen Kindern wenigstens ein wenig absichern konnten.
  • Die Ausstellung zum „Gutenberg-Preis 2023“ fragte nach dem Wert von Büchern in Zeiten brennender Wälder. Preisträger ist der Leipziger Verlag Spector Books – einer der international populärsten jungen Verlage in Deutschland, der auch mit seinem Engagement für Nachhaltigkeit in der Kultur Aufsehen erregt hat.
  • Mit der Ausstellung „Schmuddelkind der Branche?“ erörterte das DBSM die Zukunft des Mediums Buch als Demokratisierungsmaschine. Im Zentrum der Ausstellung steht das printing on demand als eine Veröffentlichungsform, zu der (fast) jede*r Zugang hat, und die daher auch die Verbreitung oppositionellen Schrifttums in autokratischen Gesellschaften ermöglicht.   
  • Stichwort Internationale Vernetzung: 2023 wurde diese zum Beispiel durch die Wechselausstellung „JETZT & ALLES. Österreichische Literatur. Die letzten 50 Jahre.“ durch das DBSM realisiert. Die Ausstellung erzählt entlang der Materialität von Texten und Schreibumgebungen eine ganz neue Geschichte der zeitgenössischen Literatur, in der Handtkes Wanderschuhe genauso vorkommen wie Jandls leichte Bleistiftskizzen oder das mit Zetteluniversum der Frederike Mayröcker. 


Blick in die Ausstellung „Before. After“ Foto: Johanna Baschke

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Before. After zeigt die Zerstörung ukrainischer Kulturstätten durch den Angriffskrieg Russlands.

Ausstellungen des Deutschen Exilarchivs 1933–1945

  • Die Ausstellung „Verbrannte Orte | Verbannte Worte“, die vom 9. Mai bis 5. Juli auf dem Vorplatz der Deutschen Nationalbibliothek und vom 10. bis 22. Oktober auf dem Römerberg in Frankfurt am Main gezeigt wurde, erinnerte an die NS-Bücherverbrennungen von 1933 und machte auf die gegenwärtige Situation von Autor*innen aufmerksam, die in ihren Heimatländern von Repressionen und Zensur betroffen sind. Anlässlich der Ausstellung war der aus China stammende Autor und Träger des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels Liao Yiwu zu Gast.
  • Vom 1. Dezember 2023 bis 6. Januar 2024 beleuchtet die Pop-Up-Ausstellung „Out of Exile – The Photography of Fred Stein“ in der Rotunde der Deutschen Nationalbibliothek in Frankfurt am Main Fred Steins Leben und Werk im Exil anhand ausgewählter Fotografien aus seinem vielfältigen Portfolio. Die Präsentation entstand in enger Zusammenarbeit mit dem Fred Stein Archive in Stanfordville/NY. Der US-amerikanische Kameramann Peter Stein zeigte in diesem Rahmen seinen Dokumentarfilm über seinen Vater Fred Stein.
  • Anlässlich des 75. Jahrestages der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte durch die Vereinten Nationen am 10. Dezember 1948 präsentierte das Exilarchiv vom 8. Dezember bis 12. Januar die 30 Artikel der UN-Resolution mit Illustrationen des Grafikers Jochen Stankowski als Intervention in seiner Dauerausstellung.
  • Am 25. März eröffnete die Stiftung Exilmuseum Berlin seine Werkstatt. Das Exilarchiv präsentierte sich dort als erste Partnerinstitution im Netzwerkbereich FREI RAUM mit einer Ausstellung zu seinen Sammlungsbeständen sowie den vielfältigen Bildungs- und Vermittlungsangeboten.


DNB zur Stelle: Vermittlung & Service

Ob Papier schöpfen, Escaperoom, Schnitzeljagd und digitaler Actionbound oder ein Blick hinter die Kulissen mit der Maus: Zahlreiche (neue) Vermittlungsformate verleihen der DNB eine größere Reichweite – digital und analog – und sorgen für „Angebote für alle".

Bewährt hat sich das Angebot „Book a Librarian“, bei dem Nutzer*innen der DNB einen Termin zur individuellen Rechercheberatung buchen können.  

Die Vermittlungsangebote-Reihe „DNB on the road“ wurde im Sinne eines Outreachs an unerschlossene Nutzungsgruppen konzipiert. Im Rahmen dieser Reihe wurden in Kooperation mit dem Mehrgenerationenhaus Fallbach in Hanau die Veranstaltungen „Den Brüdern Grimm musikalisch auf der Spur“ (21.04.2023) und „Der Weg zum Herzen führt durch den Magen“ (27.09.2023) durchgeführt.

Im Rahmen des Tags der offenen Tür in Frankfurt am 12. November 2023 wurde erstmals das als Prototyp einer Lesesaal-Rallye entwickelte Bibliotheksspiel eingesetzt. Mehr dazu im Höhepunkt 111 Jahre Deutsche Nationalbibliothek.

Eine Gruppe junger Menschen in einem Lesesaal. Foto: Christine Hartmann

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DNB als Arbeitgeberin

Im März 2023 ging ein neues Veranstaltungsformat zur Fachkräftegewinnung online: „Entdecke unsere Arbeitswelten“ sind virtuelle Kennenlernen, in denen Fachbereiche der Deutschen Nationalbibliothek ihr Team, ihre Aufgaben und Vorzüge vorstellen. Die Online-Termine finden zu aktuellen Ausschreibungen statt und sollen Interessierten und Bewerber*innen in kleiner Runde einen noch besseren Einblick ermöglichen. Und natürlich: Raum für letzte Fragen zum Bewerbungsprozess bieten.

Insgesamt 69 Kandidat*innen und Bewerber*innen haben das Angebot bis Dezember 2023 wahrgenommen.

DNB für Profis: Fachveranstaltungen

Mit dem Digitalen Assistenten DA-3 setzt die DNB ein Werkzeug ein, das den Prozess der inhaltlichen Erschließung unterstützt: Erschließungsdaten für ein Medienwerk aus verschiedenen Quellen – wie nationalen und internationalen Bibliotheksverbünden, aber auch aus Konkordanzen und maschineller Indexierung – werden zusammengeführt und können von den Erschließenden übernommen werden.

Die DNB engagiert sich in der entsprechenden Anwendergemeinschaft und hat 2023 den 7. Workshop Computerunterstützte Inhaltserschließung ausgerichtet, zusammen mit der Universitätsbibliothek Stuttgart, der Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz und der Eurospider Information Technology AG, dem Bibliotheksservicezentrum Baden-Württemberg und dem Österreichischen Bibliotheksverbund. Diese virtuelle Tagung zog das Interesse von rund 180 Teilnehmenden auf sich.

Auf eine sehr große Resonanz mit rund 170 Teilnehmenden vor Ort und virtuell stieß auch die Fachtagung „KI in Bibliotheken – Neue Wege mit großen Sprachmodellen?“ im Dezember 2023 in der DNB in Frankfurt. 


Eine Person hält einen Vortrag. Foto: Stephan Jockel

Am 7. November 2023 fand nach großem Erfolg im vorherigen Jahr wieder ein virtueller Infotag „EFA@DNB: Erschließen, Forschen, Analysieren“ statt. An diesem wurden die verschiedenen Angebote der DNB sowie Beispiele der Arbeit mit den Daten vorgestellt.

Am 28. September fand der Workshop „Ressourcenerschließung mit Normdaten in Archiven und Bibliotheken“ (RNAB)" statt. Gemeinsam mit den Partnerinstitutionen, der Arbeitsstelle für Standardisierung (AfS) und dem Exilarchiv wurde über die Bedürfnisse der Kulturarchive und die notwendigen Anpassungen des Regelwerks gesprochen. Mehr als sechzig interessierte Fachleute nahmen teil.

 

Letzte Änderung: 04.06.2024

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