Vorwort

Frank Scholze Frank Scholze

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„Eigentlich war das ganze Jahr ein Highlight – von dem auch etwas bleibt!“

Frank Scholze Generaldirektor

Frank Scholze Foto: Alexander Paul Englert

Lieber Herr Scholze, im letzten Jahr gab es eine Premiere: die Veröffentlichung des ersten digitalen Jahresberichts der Deutschen Nationalbibliothek! Wie ist denn das Feedback der Leser*innen ausgefallen?

Unser neuer Jahresbericht wurde sehr positiv aufgenommen. Vor allem die Kombination der digitalen Form mit dem kleinen analogen Anker, der Print-Kurzversion, wurde gelobt. Dies zeigt, dass wir trotz aller Digitalisierung immer noch gerne durch reale Objekte zum Lesen angeregt werden. Hier hat sich das Konzept des neuen Berichtes voll bewährt.



Das Jahr 2023 stand ganz im Zeichen eines Jubiläums:
111 Jahre DNB! Welche Highlights gab es in der DNB anlässlich dieses besonderen Gründungsjubiläums?

Wir hatten über 420 Veranstaltungen, Führungen und Mitmachangebote an unseren beiden Standorten in Leipzig und Frankfurt am Main. In jedem Haus gab es einen Tag der offenen Tür mit tausenden Besucher*innen und Busfahrten-Verlosungen von Leipzig nach Frankfurt und umgekehrt. Die Tage der offenen Tür waren für mich besondere Highlights, weil die direkte Begegnung im Vordergrund stand.

Aber eigentlich war das ganze Jahr ein Highlight, von dem auch etwas bleibt – in unserem Blog haben wir Elfchen gesammelt, die uns unsere Besucher*innen, Freund*innen und Beschäftigte zum Jubiläum geschickt haben. 611 dieser kurzen Gedichte wurden eingereicht – großartig! In unserem Blog haben 65 Kolleg*innen 111 Geschichten erzählt. Herzlichen Dank an alle, die dafür in ihrem persönlichen oder den Hausarchiven und in Erinnerungen gestöbert haben!


Neben der 111 stand eine weitere Zahl im Raum: die 50 Millionen! Wurde diese Schwelle an Medienwerken in 2023 überschritten?

Diesen Meilenstein haben wir tatsächlich noch vor uns. Ende 2023 lagen wir bei etwas über 49 Millionen Medienwerken. Bemerkenswert ist, dass davon rund 14,9 Millionen digital verfügbar sind und dass die Zahl der digitalen Publikationen im letzten Jahr um 2,5 Millionen zugenommen hat, etwa das Fünffache des analogen Zugangs.



Und noch eine Zahl gab es zu feiern: 30 Jahre ILTIS! Das integrierte Literatur-, Tonträger- und Musikalien-Informationssystem ist seit drei Jahrzehnten im produktiven Einsatz. Da bekanntlich auch Software altert: Was macht diese Bibliothekssoftware derart resilient?
Unser Motto „Nur was sich ändert, bleibt" spiegelt sich auch in der kontinuierlichen Er-neuerung der Hard- und Software von ILTIS wider. Was im Dezember 1993 mit einem TANDEM-Großrechner und der Programmiersprache Fortran begann, hat sich 30 Jahre später unter dem Open-Source Betriebssystem Linux, der Programmiersprache C und in der neuesten Version auch mit einer Open-Source Datenbank runderneuert.

Neben der zentralen bibliografischen Komponente CBS gehören auch die Katalogisierungswerkzeuge WinIBW und WebCat sowie die Lokalsysteme für Leipzig und Frankfurt zu ILTIS. In den nächsten Jahren werden wir die bereits begonnene Konsolidierung von ILTIS fortsetzen, um die Migration auf ein neues Bibliotheksmanagementsystem vorzubereiten. Denn auch so kann unser Motto verstanden werden, um auch in 30 Jahren noch sehr gute zentrale bibliografische Dienstleistungen anbieten zu können.


Auch Corona hat für Änderungen gesorgt – nicht zuletzt in der Arbeitswelt. In der DNB gibt es einen "neuen Normalzustand" samt mobiler Arbeitsformen. Gleichzeitig betonen Sie, wie wichtig die physische Komponente ist: Im Beschäftigtentreffen 2023 kam diese voll zum Tragen. Wie ging dieses vonstatten?

Die direkte Begegnung ist durch nichts zu ersetzen. Unter unserem Motto „Gemeinsam. Vielfältig.“ haben wir am 4. und 5. Juli 2023 in Frankfurt am Main gemeinsam gefeiert und gearbeitet. Die Begegnungen, die guten Gespräche und die wunderbare Atmosphäre unseres Beschäftigtentreffens klingen noch heute nach. Es war eine gute Mischung aus externen Impulsen, internem Austausch, Information und Diskussion – und bei all dem kam auch die Freude und das gemeinsame Feiern nicht zu kurz. Für die weitere Diskussion und Ausgestaltung unseres Strategischen Kompasses 2035 haben wir viele Hinweise und Anregungen erhalten.


Der Strategische Kompass ist gewissermaßen der Leitstern der DNB für die nächsten Jahre. Was hat es mit dem Strategischen Kompass 2035 auf sich – und wie ist hier der aktuelle Stand?

Unser derzeitiger Strategischer Kompass hat einen Wirkungszeitraum bis zum Jahr 2025. Die aktuellen Strategischen Prioritäten innerhalb dieses Kompasses beziehen sich auf die Jahre 2021 bis 2024 – weisen aber bereits darüber hinaus. Das Strategische Leitungsteam (SLT) hat deshalb bereits 2022 mit ersten Planungen für die weitere Strategie-Entwicklung begonnen. Zunächst haben die Mitglieder des SLT das „Kernteam Strategieentwicklung 2035“ gebildet. Der Gruppe gehören neben der Direktion und den Bereichsleitungen Personen aus allen Bereichen und Abteilungen an. Nach intensiver Arbeit hat die Gruppe mit dem Strategischen Kompass 2035 im Juni 2023 ein Ergebnis vorgelegt. Unser Strategischer Kompass 2035 ist die Basis für alle weiteren Überlegungen zu Strategischen Prioritäten und daraus abzuleitenden Einzelmaßnahmen. Automatisierung, Vernetzung, Nutzendenorientierung und „sinnvolles Schaffen“ sind dabei die Leitmotive.


Inwiefern werden die Mitarbeitenden, die nicht Teil der Kernteams sind, in diese strategischen Überlegungen einbezogen?

Der Strategische Kompass 2035 bildete auch die Grundlage für ein World Café beim Beschäftigtentreffen am 4. und 5. Juli 2023. Hier haben wir über 500 Rückmeldungen erhalten, die gesichtet und analysiert wurden – und im weiteren Strategieprozess berücksichtigt werden.

Der Hauptunterschied zum Kompass 2025 besteht übrigens darin, dass wir uns diesmal viel stärker auf die Strategieumsetzung konzentrieren und Strategie als einen kontinuierlichen Kommunikations- und Aushandlungsprozess verstehen.


Strategiebedarf gibt es auch im Bereich Nachhaltigkeit. Was wurde diesbezüglich in der DNB im letzten Jahr umgesetzt?

Unser Auftrag, das kulturelle Erbe Deutschlands zu bewahren, ist per se auf Nachhaltigkeit angelegt. Zugleich sehen wir uns in der gesellschaftlichen Verantwortung, unseren Planeten zu schützen. Unsere Erde hat begrenzte Ressourcen – und die Zeit drängt. In Leipzig, an unserem Gründungsstandort, wurde 2019 der Klimanotstand ausgerufen. Aber wir haben es in der Hand, gegenzusteuern. Die DNB verfolgt einen Mix an Maß-nahmen: So hat beispielsweise die Umstellung auf LED-Beleuchtung unseren Energieverbrauch in den letzten fünf Jahren um 27 % reduziert. Am Standort Frankfurt am Main soll eine Photovoltaikanlage errichtet werden, um in den heißen Sommermonaten ca. 50 % des Strombedarfs selbst zu erzeugen. Durch ein eigenes Blockheizkraftwerk (Kraft-Wärme-Kopplung) werden in der Heizperiode ca. 30 % des benötigten Stroms selbst erzeugt. Am Standort Leipzig werden Teile unseres Gebäudes bereits regenerativ durch eine Geothermieanlage versorgt. Und Pläne für Magazin- oder Servererweiterungsbauten, wie aktuell in Leipzig, werden von Beginn an unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit entworfen, um sowohl energetisch zu bauen als auch zu sanieren.


Gibt es einen strategischen Überbau für die Nachhaltigkeits-Bemühungen der DNB?

Ja, im Rahmen der Strategieentwicklung 2035 haben wir Nachhaltigkeit zu einem unserer Werte gemacht, welche die Basis für unser tägliches Handeln und Planen bilden. Denn Nachhaltigkeit ist für uns keine Aufgabe, sondern eine Haltung, die wir einnehmen und der wir uns verpflichtet fühlen. Sie begleitet uns dauerhaft bei allen Aufgaben, Themen und Projekten. Schritt für Schritt werden die Arbeitswelten der DNB auf Nachhaltigkeitsaspekte hin überprüft. Im Herbst 2023 hat sich dazu die Arbeitsgruppe Nachhaltigkeit gegründet. Sie setzt sich aus Mitgliedern aller Fachbereiche und Abteilungen zusammen und erarbeitet Vorschläge für die Entwicklung zu einer nachhaltigen Institution.


Lassen Sie uns abschließend kurz auf das Führungskräfteprogramm zu sprechen kommen. Sie sprachen im letzten Bericht von "Führungskräften als Multiplikator*innen für Zufriedenheit und Motivation". Was wurde diesbezüglich 2023 umgesetzt?

Mit DNB@Campus Führung haben wir erstmals ein umfangreiches, auf zweieinhalb Jahre angelegtes Führungskräfteprogramm an den Start gebracht, das mit der Frankfurt University of Applied Sciences durchgeführt wird. DNB@Campus ist ein modulares, inhaltlich aufeinander abgestimmtes Trainingsprogramm für alle unsere Führungskräfte. Es vermittelt Grundlagen und Vertiefungen zu aktuellen Führungsthemen und stellt den Menschen in den Mittelpunkt. Nach dem Motto "starkes ich – starkes wir" entwickeln wir uns als lernende Organisation weiter. Die ersten beiden Kohorten sind gestartet; die dritte, an der auch ich teilnehme, folgt in 2024.

Hier können Sie die zahlreichen Elfchen entdecken und in den 111 Geschichten rund um die DNB stöbern!

Letzte Änderung: 04.06.2024

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