Ganz neu: Die DNB sammelt jetzt auch digital veröffentlichte Musik!

2024 hat sich die Sammlung der Deutschen Nationalbibliothek wieder um ein neues Format erweitert: Musik, die als Download oder Stream veröffentlicht wird. Zwar haben wir schon lange Musik auf Tonträgern gesammelt und digitalisiert, aber dass es nun möglich ist, genuin digital veröffentlichte Musik zu archivieren, ist „wirklich etwas ganz, ganz Neues und in dieser Form und Komplexität ziemlich einmalig“, betont Frank Scholze, Generaldirektor der DNB. Umgesetzt wurde das Sammelvorhaben durch Expert*innen des Deutschen Musikarchivs (DMA), der IT und des Bereichs für Netzpublikationen.

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„Dass es nun möglich ist, genuin digital veröffentlichte Musik zu archivieren, ist wirklich etwas ganz, ganz Neues und in dieser Form und Komplexität ziemlich einmalig.“

Frank Scholze Generaldirektor

Frank Scholze Foto: Alexander Paul Englert

Am Anfang kam die Grundlagenarbeit

Dass die Sammlung digital veröffentlichter Musik in einer Bibliothek so besonders ist, liegt daran, dass die Grundlagen für die automatische Ablieferung von Musikdaten erst geschaffen werden mussten. Drei Jahre lang hat die DNB gemeinsam mit Pilotpartner*innen aus der Musikindustrie an ihnen gearbeitet. Seit Mitte 2024 ist es nun soweit: Über eine Schnittstelle können Labels und deren Dienstleistende Musikdaten an die DNB liefern. Die Lieferungen enthalten nicht nur die reinen Audiospuren, sondern auch strukturierte Metadaten im Format DDEX, die automatisiert in das System der DNB eingespeist werden.

Von kleinen Labels bis zu großen Plattenfirmen

Gestartet ist die Sammlung im Juni 2024 mit dem Berliner Label Morr Music. Morr Music war, wie auch Zebralution, der Digitalvertrieb für Indie-Labels, bereits seit 2022 an der Entwicklung und den Tests des Datenformats und des Importprozesses beteiligt. Seit Ende 2024 ist die DNB nun auch mit Sony und Warner Music im Gespräch, zwei der weltweit größten Plattenfirmen. Beide werden im Laufe des Jahres 2025 in der Lage sein, regelmäßig Audiofiles an die DNB zu übermitteln. Weitere Labels sollen folgen.

Analoge Bestände werden digital

Die Möglichkeit, digitale Musik direkt an die DNB zu liefern, ist neu. Digitale Musik gibt es in der DNB aber schon länger. Denn seit 2017 digitalisieren wir bereits regelmäßig physische Tonträger wie CDs, Vinyl- und Schellackplatten.

Aber nicht nur Musikbestände, auch alle anderen analogen Bestände sollen nach und nach digitalisiert werden.

Über 14 Millionen Seiten – Digitalisierungsfortschritte 2024

Mit Sondermitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) digitalisiert die DNB bereits seit vier Jahren ihre Magazinbestände in Leipzig und Frankfurt – ab dem ersten Regalmeter. Und 2024 gab es hier große Fortschritte: Fast 94.000 Werke mit über 5,7 Millionen Seiten wurden digitalisiert. Mit Blick auf die Größe der Bestände bleibt das aber immer noch ein Tropfen auf den heißen Stein – es gibt noch viel zu tun.

Für Wissenschaft und Forschung: Digitalisierung auf Anfrage

Neben der systematischen Digitalisierung werden auch immer wieder einzelne Werke oder Korpora auf Anfrage digitalisiert. Zahlreiche Heftromane, Exilzeitschriften und belletristische Werke, die nur in der DNB vorhanden sind, wurden so 2024 auf Nachfrage von Wissenschaftler*innen und Forscher*innen digitalisiert. Dazu gehörten auch zahlreiche Nachlässe und Akten der American Guild for German Cultural Freedom aus dem Deutschen Exilarchiv. Und aus dem Bestand des Deutschen Buch- und Schriftmuseums (DBSM) wurden buchhändlerische Geschäftsrundschreiben sowie ein Teil des historischen Altbestandes digitalisiert.

Digitale Inhaltsverzeichnisse für bessere Literaturrecherchen

Wir scannen ganze Werke, zusätzlich aber auch ganz gezielt die Inhaltsverzeichnisse von Büchern. Nutzer*innen können sie im Volltext durchsuchen, was ihre Literaturrecherche erleichtert. Als urheberrechtsfreie Texte können die Inhaltsverzeichnisse zudem für Text- und Datamining genutzt werden und sind damit eine wertvolle Quelle für die Digital Humanities (Digitale Geisteswissenschaften). Mittlerweile sind rund 4,9 Millionen Inhaltsverzeichnisse verfügbar. Sie werden 17.000 Mal pro Tag aufgerufen.

33.766.113 Gesamtbestand und Zugang digitalisierte Seiten (inkl. Inhaltsverzeichnisse)

Nutzung in den Lesesälen – und weltweit!

Die digitalen Bestände können in den Lesesälen in Leipzig und Frankfurt genutzt werden. Wenn die urheberrechtlichen Schutzfristen abgelaufen sind, können sie sogar weltweit abgerufen werden. Ein Team der DNB klärt die rechtliche Situation für die digitalisierten Werke und gibt Publikationen für die weltweite Nutzung frei, wo immer dies möglich ist.

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„Bei uns kann man inzwischen in den digitalisierten Inhaltsverzeichnissen von fast 5 Mio. Büchern suchen – ein unglaublicher Datenschatz, der hilft, die geeignete Literatur zu finden!“

Kristina Knull-Schlomann Content und Digitalisierung

Eine Person im vor Recherche-Computern im Lesesaal Foto: DNB, Josephine Kreutzer

Wie geht es jetzt weiter?

Mit Hilfe der Sondermittel konnten bereits viele Bestände digitalisiert und wertvolle Erfahrungen im Massengeschäft gesammelt werden. Es ist daher sehr bedauerlich, dass es die Haushaltssituation nicht zulässt, die Digitalisierung in diesem Umfang ab 2025 im regulären Betrieb weiterzuführen. Trotzdem wird die Digitalisierung unserer Bestände im Rahmen der Möglichkeiten selbstverständlich fortgesetzt, denn die Nachfrage zeigt: Digitale Bestände sind die Zukunft.

Und die Archivierung? – Auch die wird digital, mit LogiPro!

Um die wachsenden digitalen Sammlungen – und auch die physischen – effizient verwalten zu können, erhält unsere Logistik derzeit ein großes Update: Das Projekt LogiPro nimmt Fahrt auf!

LogiPro ist ein digitales Logistik- und Lagerverwaltungssystem. Das Projekt soll die Bestandsverwaltung der Deutschen Nationalbibliothek gezielt verändern – hin zu vollständiger Transparenz und effizienteren Arbeitsschritten. Dafür arbeitet die DNB seit 2024 eng mit einem externen Berater zusammen. Die Vorbereitungen laufen bereits seit dem 2. Quartal 2023.

Logistik meets bibliothekarische Sichtweisen

Mit Kick-Off-Veranstaltungen wurde ab Sommer 2024 der Ist-Zustand von Geschäftsgängen der DNB aus logistischer Sicht erfasst. Logistische und bibliothekarische Sichtweisen wurden zusammengeführt, um einen Fahrplan für den weiteren Projektverlauf zu erstellen. Ziel war es, sich verständlich und transparent über gemeinsame Vorstellungen, Schnittstellen und die Weitergabeformen von Medien auszutauschen. So soll eine alltagstaugliche Logistik nach bibliothekarischen Standards entstehen.

Jederzeit gewusst wo: Tracking & Tracing

Für die analogen Bestände wird beispielsweise ein Tracking & Tracing eingeführt – eine Form der Nachverfolgung von Objekten, die wir alle im privaten Bereich zu schätzen gelernt haben, wenn es zum Beispiel um den Lieferzeitpunkt unserer Pakete geht.

Letzte Änderung: 18.06.2025

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